KJUI Podcast - Kwaku Anansi und J'miah Nabawi

Kwaku Anansi und J'miah Nabawi

Audio kompakt


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Dieser Podcast gilt als eingelöstes Versprechen: Für J'miah Nabawi (hier auf facebook). Das Versprechen lautete, die Ananasi-Geschichte „Warum Spinnen in den Ecken sitzen“, die er in einem Buch, angereichert mit Notizseiten und Informationen veröffentlicht hat und in dem die Geschichte auf seine Weise erzählt wird, vorzutragen.

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Neben dem Effekt des Korrektur Lesens, kamen auch die sehr interessanten Informationen, die J’miah in Bezug auf Anansis Geschichten angefügt hatte, hervor – allemal Wert, einen Podcast daraus zu machen.

Nun fange ich durchaus mit den Hintergrundinformationen an, denn ich will auch klar machen, dass ich die Geschichte selbst zwar in seinem (J'miahs) Sinne übersetzt habe, jedoch kann meine Vortragsweise den großen Unterschied zwischen afrikanischen Wurzeln und Prägungen in Sprache und Intonation zu meinem „Gott weiß woher“ Genpool und Ergebnis europäischer Prägungen nicht verschleiern.

Aber ich liebe es, über die und mit den Geschichten der Welt von den Geschichten der Welt zu erzählen, soweit Kräfte und Möglichkeiten eben reichen.

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Wie es zur Begegnung mit J’miah Nabawi kam?

Video - Zitat von Chinua Achebe

Über das Netz – über das Internet!

Und das passt gut zum Thema, denn indem wir erfahren, woher Kwaku Ananse kommt und was ihn ausmacht, sind wir bereits im großen Netz der Götterwelten.

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Also – Wer ist dieser Anansi, woher kommt er?

Er stammt ab von den Akanfo (ah-kahn’-fo) – dem Volk der Akan.
In der Twi Sprache heißt Akan soviel wie Volk und zu Beginn der menschlichen Existenz auf Asase (auf der Erde) entwickelten sie sich im alten Khanit, auch Keneset genannt, und das ist das alte Nubien, die Region des heutigen Sudan und Südsudan, in der östlichen Region also von Afuraka / Afuraitkait (Afrika).

Die Akan sind eine Metha-Ethnie, die vorwiegend Zentral-Tano-Sprachen sprechen und in den südlichen Regionen der ehemaligen Gold-Coast-Region im heutigen Ghana und der Elfenbeinküste beheimatet sind.

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Kwaku Ananse - Ananse Ntontan

In Akan-Sprache heißt Kweku Mittwoch, Ananse heißt Spinne und Ntontan heißt Netz.
Es gibt ein ADINKRA, das für Ananse Ntontan steht und auch ein gern getragenes Amulett ist, denn es symbolisiert die Weisheit, die Kreativität und die Komplexität des Lebens.

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Nun: Die Personalakte, den Stammbaum und die Eigenschaften unseres Spinnenmännchens zeigt J’miah Nabawi in seinem Buch wie folgt auf:

Vorname: Kweku Anansi
Geschlecht: männlich
Rasse: gemischt – schwarz und übernatürlich
Vater: Nyame – der große Himmelsgott
Mutter: Asase Ya – die Erdgöttin / die Fruchtbarkeitsgöttin

Abstammung: Akan
Spezies: Gottheit Homo-Spinnentier
Geburtsdatum: Um die Zeit, als Tiere und Menschen miteinander sprachen
Geburtstag: Wie sein Name schon sagt - Mittwoch
Größe: Klein
Gewicht: Leicht
Beruf: Trickster, Schnellwechselkünstler
- bekannt dafür, mit Einwanderern zu reisen
- hat oft Ärger wegen kleinerer Vergehen
seine Hauptfeinde sind: Leopard und Tiger

Anansis Aliase sind u.a.:
Spinne / Jahrestag / Annancey / Anansi-Tori (was mich an Japan erinnert) / Hanansi / Mr. Nancy / Miss Nancy / Bruder Anansi / Tante Nancy

bekannt in und bei den Leuten in:
Kumasi (Ghana) / Paramaibo und anderen Bezirken in Suriname / Kingston und in den Grafschaften Jamaikas / Haiti und anderen Karibikgebieten / Sea Islands und South Carolina (bei den Gullah) / in den USA und Süd- und Zentralamerika / bei den Garifuna in Belize, Mittelamerika

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Auf Jamaika z.B. sagt man über Anansi, dass er seine List einsetzt, um gegen Überlegene und Stärkere zu gewinnen. Er symbolisiert zuweilen auch Gier und Neid. Erzählt man in Jamaika Anansi Geschichten, erkennt man eine gute Erzählung auch daran, dass Anansi einen solchen jamaikanischen Dialekt spricht, der viele Afrikanismen enthält und dass Anansi kein „r“ aussprechen könne und mit einem Falsett-Jammern daherkommt.

Kweku Anansi (oder Ananse) ist der Sohn des Asanti (oder Ashanti) Supreme, des höchsten Gottes, genannt Nyame, der große Himmelsgott. Er wird auch Oboadee (Schöpfer) oder Odomankoma (Unendlicher, Erfinder) genannt, der sowohl das Leben, als auch den Tod schuf.

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Einmal benutzte der Tod Gift und wollte damit Nyame, quasi seinen Schöpfer, überwinden. Aber Nyame verwendete ein Gegenmittel, so blieb er unanfechtbar und ewig. Ein Teil von Nyames ewiger spiritueller Form wurde in die menschliche Seele „kra“ gegeben – daher kann diese auch nicht sterben. Und es ist Nyame, der auch Ananse KOKUROKO genannt wird, und das heißt „The Great Spider“ – „The Great Designer“.

Nyame erlaubt seinem Sohn Anansi das Regen machen, insbesondere um Waldbrände zu löschen. Und es ist Anansi, der die Grenzen von Ozeanen und Flüssen bestimmt, wenn sie überfluten. Anansi ist wirklich berühmt!

Man schreibt ihm die Erschaffung der Sonne, des Mondes, der Sterne und der Nacht und des ersten Mannes zu, in den Nyame dann das Leben einhauchte. Er solle auch den Menschen gezeigt haben, wie man die Erde pflügt und Getreide sät.

Sein Netz des Lebens inspirierte die Menschen auch, sich miteinander zu verbinden und eine Gesellschaft zu bilden und schließlich symbolisiert sein Netz die Sonne und so. könnte man sagen, schließt sich der Kreis.

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Kweku Ananses Seele erschien an einem Mittwoch.
Anansis Mutter ist Nyames Frau, Asase Ya, die Göttin der Erde und der Fruchtbarkeit.

Anscheinend hatte Anansi viel Unfug im Kopf und bald schon hatte dieser Unfug des Sohnes den Vater Nyame einmal zu oft erzürnt und daher machte er seinen Sohn nun dauerhaft zu einem Spinnenmännchen, der seine mentalen Fähigkeiten nun zum Überleben nutzen musste. Von diesem Schicksal unberührt, stieg Anansi geradewegs zum Hüter aller Geschichten auf. Er ist der Held der Kinder, der Champion des sogenannten „kleinen Mannes“ und der „Machtlosen“. Wie sie, gerät er oft in Schwierigkeiten und muss seine Intelligenz einsetzen, um sich daraus zu retten.

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Anansis Geschichten verbreiteten ihren Ruhm unter den Akan-Leuten in Westafrika und dann unter ihren „Kontinental-Nachbarn“ in ganz Amerika infolge der Sklaverei. Die interkulturelle Veränderung zeigt sich u.a. in der Schreibweise und Aussprache des Namens, denn der Kulturaustausch ging weiter und zog über die Englische, Französische, Niederländische, Kreolische Sprache (Patois) bis nach Europa.

Seit Jahrhunderten von seinen Asanti-Ursprüngen getrennt, änderte sich sein Geschlecht in einigen Gebieten aufgrund der Ähnlichkeit der Aussprache „A(h)nans(z)i“ und dem Englischen Ausspruch für Tante Nancy, also „aunt“ Nancy, hin zum Weiblichen.

So oder so: Anansis Geschichten sind sowohl unterhaltsam als auch lehrreich. Mitunter wird geraten, Anansis Beispiel zu folgen, oder eben sich vor gleicher Torheit zu hüten.

Seine Geschichten kommen zu allen möglichen Zeiten seines Lebens vor. Mitunter tritt er als Junggeselle auf der Suche nach einer Braut auf, mitunter hat er seine Frau Okonore Ya und seinen ersten Sohn Intilkuma schon bei sich.

In Jamaikanischen Geschichten heißt der erste Sohn oft Takooma oder Bra Takoma. Anansis Frau wird mitunter einfach als Frau Anansi oder auch „Cookie“ genannt.

Einige Geschichten enthalten eine Erklärung oder ein Sprichwort oder ein Lied am Ende. Einige Geschichten können sogar ganz ohne ihn, nur mit und über seine Kinder oder als „Warum“ – „Wie“ Geschichte daherkommen, z.B. die Geschichte von John Crow, dem Truthangeier, warum bzw. wie der einen kahlen Kopf (Peel) bekam.

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Nun, ich werde mir diese Geschichte einmal von J’miah geben lassen, denn ich habe sie nicht gefunden, weder im Netz, noch in meinen Märchenbüchern.

Dafür aber hatte ich endlich einmal wieder das Buch "Im Schatten des Baobab" in Händen. Alex Wedding schreibt in seinem Vorwort, beginnend mit der wörtlichen Rede des elfjährigen Patrick:

"Habt ihr schon von Kwaku Anansi gehört? Er war eine Spinne. Nein, er war ein Mann. Nein er war eine Spinne und ein Mann. Nein, er war eine schwarze Spinne und ein Mann. Nein, er war ein schwarzer Mann und eine große schwarze Spinne. Nein, er war .. Nun, wisst ihr’s nicht selbst?"

Die Hand des elfjährigen Patrick steckt in einer Puppe, die sich bei diesen Worten auf der Bühne des Kasperletheaters, einem leeren Seifenkarton, hin und her bewegt; Kwaku Anansi verbeugt sich jetzt vor seinem Publikum.

Patrick hat den lustigen Spinnenmann – halb Tier, halb Mensch – selbst gebastelt. Die Augen der kahlköpfigen Märchenfigur sind zwei braune Knöpfchen, die an Patricks Hemd fehlen.

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Schön an der Gestaltung dieses Buches mit der wunderbaren Märchensammlung des Alex Wedding sind auch die Illustrationen von Eberhard Binder. Mir gefällt, wie er den Spinnenmann tatsächlich als langgliedriges schwarzes Männlein darstellt, getreu der Figur des Patrick.

An dieser Stelle will ich unbedingt und endlich hervorheben, dass die Illustrationen von Tascia Singelton in J’miah Nabawis Buch „Warum Spinnen in den Ecken sitzen – Anansi macht das so“ ebenfalls voller Seele und fantastisch schön sind. Die Seele ihrer Illustrationen lässt sich wohl am besten mit ihrer eigenen Widmung belegen. Sie schrieb:

"Für meine liebevollen und stets unterstützenden Eltern, die mich gelehrt haben, dass Gnade und Ausdauer zwei der wertvollsten Eigenschaften sind, die man besitzen kann."

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Bevor ich nun endlich die Geschichte selbst, also die für J’miah übersetzte, vortrage, möchte ich auf einen Krümel zeigen.

Wiederholt im Laufe der Beschäftigung mit den Mythen und Märchen der Welt kamen mir Gleichnisse und Ähnlichkeiten, Nähe und Übereinstimmungen zwischen Formen und Namen, Erzählungen und Symbolen in den Focus. Figuren und Namen z.B. der Maya, der Ägypter und der Japaner rutschten mir auf diese Weise ab und zu und unverhofft auf einen Bogen und nicht nur dieser Bogen existiert. Ich wehre mich nie gegen solche Gedanken, sondern sage kurz: "Aha" und merke mir diese Momente und Symbole nun nicht zwanghaft, denn wenn sie einmal kamen, kommen sie auch wieder.

Hier ein paar flüchtige – klingende – Namen.

Götterpaare:
Izanami und Izanagi (Japan)
Ixchell und Izammna (Maya)
O-Nyame und Asase Ya

Worte:
amen (hebräisch)
ame no (japanisch)
âme (französisch)
Name (deutsch)

Krümel. Keine Fakten, keine Wissenschaft.


Und jetzt das eingelöste Versprechen:

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Die Geschichte "Warum Spinnen in den Ecken sitzen", vorgetragen hinter Mikrofon und Akustikschaumstoff für J’miah Nabawi.

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Quellenangaben

Warum Spinnen in den Ecken sitzen
- J'miah Nabawi

Im Schatten des Baobab
- Alex Wedding
- Alfred Holz Verlag, Berlin


Mit Dank vorab für Empfehlungen!

Herzliche Grüße
Anke Ilona Nikoleit


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