KJUI Podcast - Valentinstag - Jahrestag der Liebe

Valentinstag

Audio kompakt


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Namensgeber ist wohl Valentin von Terni, der Bischof, der sich traute, die Liebenden, die z.B. wegen nicht standesgemäßer Herkunft nicht heiraten durften, heimlich zu trauen und darüber hinaus auch noch christlich in einer Zeit, da die Christenverfolgung im Mittelmeerraum am höchsten war. Selbst über die Verbote des 'Caesars', dass z.B. Soldaten nicht heiraten durften, denn die sollten ohne familiäre Bindung bleiben, setze er sich hinweg. Solche nicht standesgemäßen Lieben endeten meist dramatisch. Die christliche Heirat war sogesehen ein gefährlicher Kuhhandel. Liebende, die sich das trauten, mussten sich schon sehr lieben, um das alles auf sich zu nehmen. Die von Terni geschlossenen Ehen sollen aber dennoch unter einem guten Stern gestanden haben. Alles in allem war es also nicht nur eine Glaubensfrage, sondern auch eine enorme Mutprobe jener Zeit. Tatsächlich wurde Valentin hingerichtet. Heiliger und Märthyrer und schließlich Schutzpatron der Liebenden.

Valentin von Terni war aber auch, so sagt man, leidenschaftlicher Gärtner und hat den Liebenden stets Blumen aus der Klostergärtnerei geschenkt. Nun, das rechtfertigt doch zumindest das komerzielle Blumengeschäft der heutigen Zeit. Warum auch nicht, Blumen sprechen eine eigene und vielschichtige Sprache, die allerdings sehr davon abhängt, wann und wo sie gesprochen wird.

Zum Beispiel die Rose. Sie war den Christen als "Ausgeburt der luxuriösen Dekadenz der Römer" zunächst verhasst, doch das Volk liebte diese Blume sehr. Nach und nach hielt sie daher auch Einzug ins Christentum und wurde, wie vormals der Venus, nun der Maria gewidmet. Die weiße Rose soll dabei für die Reinheit Marias stehen, die rote für ihre Schmerzen.

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Valentins Wirken und sein Todestag am 14. Februar 269 allein reichen jedoch nicht aus, um die verschiedenen Bräuche zu erklären. Schließlich hat sich dieser "der Liebe geweihte Tag" über Jahrhunderte hinweg aufrecht erhalten können.

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Eine weitere Strömung, die zur Erklärung herangezogen wird, ist der Minnesang. Einen solchen habe ich hier einmal aufbereitet und lese je eine Strophe in ganz naher Übersetzung am Original, um die Worte wieder erkennen zu können, und dann auf Mittelhochdeutsch.

AUDIO

Heinrich von Morungen - "Venus" - Minnesang

(ganz nah übersetzt - KJUI)

Ich denke, niemand lebt der meinen Kummer weint, den ich mit mir trage,
mit Ausnahme der Guten, die ich in Ehren meine, vernimmt sie meine Klage.
Weh! Was mache ich da, dass ich so herzinniglich in Gedanken an sie bin,
dass ich ein Königreich für ihre Minne nicht annehmen wollte,
ob ich teilen oder wählen sollte.

Ich waene, nieman lebe, der mînen kumber weine,
den ich eine trage, es entuo diu guote,
die ich mit triuwen meine, vernimt sie mîne klage.
Wê, wie tuon ich sô, das ich sô herzeklîche
bin an sie verdâht, das ich ein künigrîche
für ir minne niht ennemen wolde,
ob ich teilen und weln solde?

Wer mir das verbietet, dass ich sie heimlich minne, seht, der sündigt sich.
Sie wohnt mir zu allen Zeiten vor den Augen
und es scheint mir, als ginge sie zu mir durch ganze Mauern.
Ihr Trost und ihre Hilfe lassen mich micht trauern.
Wenn sie will, so führt sie mich vondannen mit ihrer weißen Hand
hoch über die Zinnen.

Swer mir des erban, ob ich si minne tougen,
seht, der sündet sich.
Si wont mir zallen zîten vor den ougen,
und dunket mich, wie sie gê zuo mir dur ganze mûren.
Ir trôst und ir helfe lâssent mich niht trûren.
Swenne si wil, sô füeret si mich hinnen
mit ir wîssen hant hôhe über die zinnen.

Ich vermute, sie ist eine Venus, denn sie kann so viel.
Sie benimmt mir sowohl die Freude, als auch all die Sinne,
wenn sie es so will;
so geht sie dort hin zu einem Fensterlein
und sieht mich an, recht wie der Sonnenschein.
Wenn ich sie dann gern wollte anschauen,
ach, dann geht sie hin zu anderen Frauen.

Ich waene, si ist ein Vênus hêre, die ich dâ minne,
wan si kan sô vil.
Si benimmt mir beide fröide und al die sinne,
swenne sô sie wil, sô gêt si dort her zuo einem vensterlîn
und siht mich an reht als der sunnen schîn.
Swanne ich si danne gerne wolde schouwen,
ach, sô gêt si dort zuo andern frouwen.

Als sie mir zum allerersten Mal ein Hochgemüt sandte in mein Herz hinein,
war da Botschaft ihrer Güte/Zuneigung,
die ich wohl erkannte, und ihr heller Schein
sah mich gütlich an mit ihren spielenden Augen;
ein Lächeln wich geheimnissvoll aus ihrem roten Munde.
Da, unmittelbar entzündete sich meine Wonne,
dass mein Mut stand hoch wie die Sonne.

Dô si mir alrêrst ein hôhgemüete sande in das herze min,
des was botte ir güete, die ich wol erkande,
und ir liehter schîn sach mich güetlîch an mit ir spilnden ougen.
Lachen si began ûs rôtem munde tougen.
Sâ zehant enzunte sich mîn wunne,
das mîn muot stêt hôhe sam diu sunne.

Weh! Was rede ich? Ja ist mein Glaube böse und wider Gott.
Wann bitte ich ihn darum, dass er mich davon erlöse?
Das genau wäre mein Spott.
Ich mache es, wie der Schwan, der singt, wenn er strirbt.
Was, wenn mein Gesang das Licht noch erwirbt,
dass ..
wenn man von meinem Kummer erzählt,
man mir neidet meine Schwere (Not).

Wê, was rede ich? Ja ist mîn geloube boese und ist wider got.
Wan bitte ich in des, das er mich hinnen loese?
Es was ê mîn spot.
Ich tuon sam der swan, der singet, swenne er stirbet.
Was, ob mir mîn sanc das lîhte noch erwirbet,
swâ man mînen kumber sagt ze maere,
das man mir erbunne mîner swaere?

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Beim Minnesang ging es stets um die unerreichbare Liebe. Minne, liebesvolles Gedenken, ein Ansingen an eine meist höhergestellte Frau. Wenngleich man sagt, dass der Minnesang im 12. Jahrhundert von den Troubadouren Frankreichs ausging, so sehe ich schon in "Das Hohelied" einen solchen Gesang und Hafis, der persische Dichter, hat schon im 11. Jahrhundert ebenfalls gute Vorlagen geliefert.

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"Seht, oh seht die Tulpenstengel,
diese frechen Ketzerlein,
heben ihre bunten Becher
und begehren Trank und Wein."

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Die Tulpe ist also keine Niederländerin, wie man vielleicht annehmen mag, sondern schon im 11. Jahrhundert in Persien bekannt. Ihr Name ist Klang: Lale.
Sie wurde als Liebesbotin vergeben und später galt sie den Sultanen als Status des Reichtums. Von Persien über die Türkei trat sie ihre ausgdehnte Reise an und löste im 16. Jahrhundert in den Niederlanden einen Wahn aus. Ganze Schiffsladungen und Häuser wurden gegen ein paar Tulpenzwiebeln getauscht.
Nachdem all das zusammenbrach schaffte es die Tulpe, wie einst die Rose auch, wieder zurück in die Herzen der Menschen. Das einfache Volk scheint doch den größten Menschenverstand zu besitzen. Sie erkannten die Tulpe als Frühlingsblume und Herzöffner und setzten die Zwiebeln wieder in ihre Vorgärten. So blieb sie Zeichen des Frühlings und der Liebe.

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Doch auch der Minnesang konnte allein nicht den Valentinstag über die Jahrhunderte hinweg tragen, wohl aber festigen, insbesondere zusammen mit der Vogelhochzeit, einem Fest, das in adligen Kreisen on vogue war. Und man sollte wissen, dass tatsächlich der Adel dafür sorgte, dass es einen neuen Blickwinkel auf die Frauen gab. Ihnen wurde langsam Respekt entgegengebracht. Und das ging dann auch auf das Bürgertum über.

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Eine weitere Herleitung weist auf die Lupercalien hin, ein Fest aus vorchristlicher Zeit, das man den Römern erst im 5. Jahrhundert abgewöhnen konnte.
Es galt zunächst der Liebesgöttin Lupa. Lupa heißt Wolf und es ist also kein Wunder, dass man ihr huldigte, galt die Wölfin doch als Ziehmutter der Stadtgründer Romulus und Remus. Das Fest in seinem Spektakel weitete sich aus und so wurde dem "Faunus", der als Wolfsbesieger und kleiner Lüstling im Walde galt, gleich noch mitgehuldigt. Wenn Lupa und Faunus zusammen kommen, mag das ein Gegensatz sein, doch genau die Vereinigung des Gegensatzes ist Programm: ein Frühjahrs- und Paarungsritual und es lief wohl wie folgt ab:
Man schlachtete einen Ziegenbock als Opfergabe. Diesem zog man das Fell ab und schnitt es, noch blutig, in kleine Stücke. Diese blutigen Stücke legte man jenen jungen Männern um die Lenden, die in die Liebe eingeweiht werden sollten. Von Jahr zu Jahr erklärten sich Frauen bereit während des Festes im Dienste der Venus zu stehen. Von den Vestalinnen, das waren die Priesterinnen, die Jungfrau bleiben sollten, wurden die jungen Männer aber zunächst mit Ziegenblut an der Stirn bemalt und daraufhin sollten sie lachen. Dieses seltsame Gebahren erinnert mich an eine Sage aus Skandinavien, die auf Skadi, die Göttin der Jagd und des glitzernden Schnees zurückführt. Sie nämlich lässt sich alle Jahre wieder von Loki zum Lachen bringen und zugunsten des Frühlings zieht sie sich zurück, sobald er mit seinem Blut ihren Schoß benetzt. Viele Mythen führen schlichtweg auf die Jahreszeiten und ihren Lauf zurück. Und viele Bräuche sind genau daraus entstanden, diesen Jahresläufen zu entsprechen.

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Bis heute gibt es in England einen Brauch, der zumindest in einem Aspekt auf das Fest der Lupercalien zurück greift, nämlich auf das Los, das entschied, welches Paar die Zeit des Festes miteinander verbringen sollte. In England stellt man mitunter auch einfach direkt die Frage: "Willst du mein Valentin sein?" Bei Zustimmung verbringt das Paar ein Jahr lang mehr Zeit miteinander - Kino, Essen, Tanz, Unterhaltung - und so mancher "Valentin-Jahresdeal" hat sich dann schon zu einer handfesten Beziehung oder gar Ehe entwickelt.

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Weiterführende Links

Bücher
"Unmögliche Liebe" - Tristan Marquard und Jan Wagner - Carl Hanser Verlag
"Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch" - Beate Hennig - Max Niemeyer Verlag


Wikipedia
Valentin von Terni


Lupercalien
auf proquest
auf degruyter


Audios passender Geschichten
Wundersame Geschichte einer Liebe" (Argentinien)
Frauen - eine Art Kettenmärchen (England, Skandinavien, Spanien, Dänemark)


Mit Dank vorab für Empfehlungen!

Herzliche Grüße
Anke Ilona Nikoleit


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